Selbstversuch: Wie gut funktioniert der Schienenersatzverkehr in Stuttgart?
Neuerdings sieht man sie überall in Stuttgart: Die gelben Linien. Sie sollen Fahrgästen zur Orientierung dienen und den Weg zu den S-Bahnen und dem Schienenersatzverkehr weisen. Wegen Modernisierungsarbeiten verkehren noch bis zum 12. September keine S-Bahnen mehr auf der Stammstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und Stuttgart-Vaihingen. Stattdessen gibt es einen Schienenersatzverkehr. Wir haben getestet, ob das Ersatz-Konzept der Bahn aufgeht.
Strecke 1: Vom Stuttgart Hauptbahnhof zur Universität in Vaihingen
Falsche Wagenreihung, Verspätungen, Ausfälle: Die Deutsche Bahn stellt ihre Fahrgäste manchmal ganz schön auf die Probe. Doch was, wenn in den Sommerferien noch der Schienenersatzverkehr dazukommt? Wir testen, wie gut das Ersatz-Konzept funktioniert. Unser Plan: Wir möchten vom Hauptbahnhof zur Haltestelle „Universität“ in Stuttgart-Vaihingen kommen. Da die Express-Variante mit der S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und dem Vaihinger Bahnhof ohne Zwischenstopp pendelt, muss man zur direkten Anfahrt zur Universität den Bus nutzen. Folgt man dem gelben Labyrinth am Hauptbahnhof, ist die Abfahrtshaltestelle der Busse gut zu finden. Der „Schienenersatzverkehr 1“ hält direkt neben der U-Bahn-Station am Arnulf-Klett-Platz. Die Busse des Schienenersatzverkehrs fahren dort werktags im Fünf-Minuten-Takt. Zumindest an diesem Mittwochnachmittag, an dem wir den Test durchführen, scheint der SEV besser organisiert als der S-Bahn-Verkehr an manchen Tagen. Dennoch stecken immer wieder Fahrgäste ihren Kopf durch die Bustür und fragen, wohin dieser fahre.
Strecke 2: Von der Universität zum Vaihinger Bahnhof
Während der dreißigminütigen Fahrt vom Stuttgarter Hauptbahnhof bis zur Universität Vaihingen kann man immer noch die gelben Linien durch die Fenster beobachten. Wie es sich für den Stuttgart Verkehr gehört, wird alle paar Minuten an einer roten Ampel gehalten. Da ist eine S-Bahn-Fahrt vom reinen Fahrkomfort her schon angenehmer, dafür sieht man im Tunnel deutlich weniger von der Stadt. Trotz Stop-and-Go wird jede einzelne Haltestelle auf die Minute genau angefahren. Auch das scheint bei unserem Testversuch besser zu laufen als beim gängigen S-Bahn-Verkehr. Über die B14 ging es zur letzten Haltestelle dieser Strecke, der Universität Vaihingen. Dort angekommen müssen wir lediglich die Straßenseite wechseln, um auf den SEV2 nach Vaihingen über Österfeld zu warten. Dieser führt uns zu unserer nächsten Station, dem Vaihinger Bahnhof. Von hieraus fährt nämlich die direkte Ersatz-Bahnverbindung in die City. Nach weiteren zehn Minuten Busfahrt stehen wir pünktlich am Vaihinger Busbahnhof.
Strecke 3: Vom Vaihinger Bahnhof zum Hauptbahnhof
Mit den S-Bahnlinien S1 oder der S23 kann man ohne Zwischenstopps in 15 Minuten direkt von Vaihingen zum Stuttgarter Hauptbahnhof düsen. Auch diese Strecke haben wir getestet. Die S-Bahn am Vaihinger Bahnhof ist gut zu finden – hier hat sich an der Abfahrts-Location im Gegensatz zum regulären S-Bahn-Verkehr nichts verändert. Wer regelmäßig den ÖPNV von Vaihingen aus nutzt, wird hier keine Probleme haben. Da der S-Bahn-Tunnel gesperrt ist, weicht der Zug über die Regio-Gleise oberhalb des Tunnels aus. Sämtliche Zwischenhalte fallen weg. Dadurch ist die Fahrt deutlich kurzweiliger und nebenher kann man zeitweise eine tolle Aussicht über den Kessel genießen – Fernsehturm-Panorama inklusive. Angekommen am Gleis 5 des Stuttgarter Hauptbahnhofs befindet man sich mitten im Gewimmel: Während der Modernisierung hält die S-Bahn nämlich am Hauptbahnhof oben, direkt neben den Fernzügen. Aber auch hier findet man schnell die Orientierung wieder: Um in die Stadt zu kommen, muss man nur wieder den gelben Linien folgen.
Das Fazit: Eine gute Vorbereitung ist enorm hilfreich
Wer in den Sommerferien plant den S-Bahn-Streckenabschnitt zwischen dem Hauptbahnhof und Vaihingen zu nutzen, sollte sich in jedem Fall schon vor der Fahrt informieren. Nicht zu bestreiten ist die Tatsache, dass der SEV gerade für Menschen, die sich im örtlichen ÖPNV-Netz nicht auskennen, eine kleine Herausforderung darstellen kann. Doch mit etwas Mühe und Vorbereitung lassen sich die Routen gut finden. Durch die Vermeidung des S-Bahn-Tunnels bekommt man sowohl im Bus, als auch in der umgeleiteten S-Bahn eine Mini-Touristenfahrt durch Stuttgart. Und zur Belohnung warten auf die Fahrgäste nach den Sommerferien unter anderem rundum verschönerte Haltestellen.
VIDEO: Stadtbahnunfälle in Stuttgart – Wenn man nur kurz übers Gleis möchte
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Fotos: STUGGI.TV