„Eine Stadt. Viele Geschichten.“ – Stimmen für Integration und Vielfalt

Was haben eine Integrationsbeauftragte, ein junger Stadtrat aus Konstanz und ein Doktorand gemeinsam? Sie alle sind nach Deutschland gekommen und gestalten heute aktiv mit, wie unsere Gesellschaft aussieht. Beim Gesprächsabend „Eine Stadt. Viele Geschichten.“ von Bündnis 90/Die Grünen am vergangenen Mittwoch im Natan Café in Stuttgart wurde deutlich: Hinter jedem Lebensweg steckt eine Geschichte, die unser Zusammenleben bereichert.
Integration an drei Beispielen
Drei ganz unterschiedliche Biografien standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, doch alle hatten einen gemeinsamen Nenner: das Streben nach Teilhabe und Verantwortung. Auf dem Podium waren vertreten:
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Ayse Özbabacan, die als Kind aus Anatolien nach Stuttgart kam und heute die Abteilung Integrationspolitik der Stadt leitet.
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Khaled Badawi, der 2016 aus Syrien fliehen musste und inzwischen jüngster Stadtrat (SPD) in Konstanz ist.
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Nikhil Pawar, der aus Indien über Dubai und Ägypten nach Stuttgart kam und dort im Bereich erneuerbare Energien promoviert.
Alle drei zeigen, wie unterschiedlich Integration verlaufen kann. Aber sie passiert nicht einfach so – sie braucht Räume, Chancen und Menschen, die Verantwortung übernehmen.
Persönliche Einblicke
Moderiert wurde der Abend von Mehmet Ildeş, Stadtrat der Grünen und Sprecher für Internationales. Im Mittelpunkt standen die persönlichen Erfahrungen der Gäste – vom Ankommen in Deutschland bis zu ihrem heutigen Leben in Beruf oder Politik. Es ging um Zugehörigkeit und Diskriminierung, aber auch um Engagement und politische Teilhabe. Die vielen verschiedenen Eindrücke zeigten, wie unterschiedlich die Wege der Integration verlaufen – und welche Hürden und Chancen damit verbunden sind. Nikhil Pawar etwa brachte eine internationale Perspektive mit, da ihn seine akademische Laufbahn aus Indien über Dubai und Ägypten nach Stuttgart führte. Er hob besonders die Offenheit im wissenschaftlichen Umfeld und die Vielfalt der Landeshauptstadt hervor, die aus seiner Sicht aktiv an einer inklusiven Gesellschaft arbeitet und Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen willkommen heißt.
Herausforderungen bei Migration und Integration
Khaled Badawi sprach offen über die Hürden, die Geflüchtete erleben, zum Beispiel beim Zugang zu Arbeit und Bildung. Er unterstrich die Bedeutung von politischer Teilhabe und einer besseren Vertretung von Menschen mit Migrationsgeschichte, um die bestehenden Hürden im System abzubauen und eine gerechtere Gesellschaft zu fördern. Ayse Özbabacan verwies auf den „Stuttgarter Weg“, ein lokales Modell für Integrationspolitik. Und sie machte deutlich: Sprachkurse, Bildung und gezielte Förderung sind entscheidend, damit Integration gelingt. Gleichzeitig berichtete sie auch von alltäglichen Diskriminierungserfahrungen, zum Beispiel auf dem Wohnungsmarkt oder im Schulsystem – Themen, die viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte kennen.
Echte Geschichten hinter der Migrations-Debatte
Mehmet Ildeş und seine Fraktion wollten mit dem Abend zeigen, dass Migration mehr ist als eine Debatte – sie besteht aus echten Lebensgeschichten. Geschichten, die unsere Gesellschaft mitgestalten und bereichern. Ildeş betonte dabei auch die Verantwortung der Politik, Menschen mit Migrationsgeschichte nicht auf bestimmte Rollen festzulegen:
Ich glaube, es ist super wichtig, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht nur in die Rassismus-Ecke geschoben werden. Wir brauchen ihre Perspektiven aus der Wissenschaft, Wirtschaft, aus allen Bereichen – und natürlich auch in der Politik.
Der Abend bot einen Raum, in dem diese Geschichten sichtbar und hörbar wurden – ohne Klischees, ohne Vorurteile. Solche Begegnungen fördern das Verständnis für Menschen mit Migrationsgeschichte und öffnen den Dialog über Integration auf Augenhöhe.
VIDEO: Auch vor der Bundestagswahl haben wir eine Podiumsdiskussion zum Thema Migration und Integration besucht
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Foto: StuggiTV