Cannabis-Konsum in Stuttgart seit der Legalisierung leicht gestiegen

Vor gut einem Jahr wurde in Deutschland Cannabis legalisiert – und viele fragten sich: Wird jetzt überall mehr gekifft? In Stuttgart gibt es erste Ergebnisse, wie sich die Lage entwickelt hat: Der Cannabiskonsum ist um 13 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Analyse der Stadt, bei der das Abwasser auf Drogenrückstände untersucht wurde.
Ein Jahr nach der Legalisierung: So hat sich der Cannabiskonsum in Stuttgart verändert
Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration, erklärt: „Mit einem Jahr Abstand und differenzierten Untersuchungen haben wir nun für Stuttgart ein klareres Bild über die bisherigen Auswirkungen.“ Das Ziel sei es, daraus bessere Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Messungen zeigen: Es wird zwar etwas mehr gekifft, aber das Konsumverhalten bleibt gleich – egal ob Montag oder Samstag. Das bestätigt auch Dr. Till Heinsohn vom Statistischen Amt: „Der mittlere Messwert lag nach der Legalisierung um 13 Prozent über den Werten vor der Freigabe.“ Für andere Drogen wie Kokain, MDMA oder Methamphetamin gab es übrigens keinen Anstieg.
Abwasser verrät mehr, als man denkt – Kliniken und Polizei bleiben gelassen
Peter Schilling, Leiter des Zentrallabors der Stadtentwässerung, erklärt, warum Abwasser-Analysen so wertvoll sind: „Die Analyse der Tagesmischproben ermöglicht uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie verbreitet der Konsum von Cannabis und anderen Drogen ist.“ Auch die Polizei sieht keine dramatische Veränderung im Stadtbild. Hendrik Weiss, Chef des Rauschgiftdezernats, meint: „Wir sehen in der Öffentlichkeit keine deutliche Zunahme des Cannabiskonsums. Der Umgang mit Cannabis ist aber offener als früher.“ Statt heimlich im Park wird jetzt offen konsumiert. Auch aus den Stuttgarter Kliniken und der Suchthilfe ist kein Anstieg von problematischem Cannabis-Konsum, der etwa zu psychischen Problemen führen kann, festzustellen. Trotzdem warnt Prof. Stefan Ehehalt vom Gesundheitsamt: „Der Gesundheitsschutz für Jugendliche und junge Erwachsene muss ausgebaut werden, insbesondere bei der Frühintervention.“
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