Zwischen Heimat und Identität: Die Sonderausstellung „Made in Almanya“
Die Sonderausstellung „Made in Almanya – Zwischen Hier und Dort“ der Künstlerin Dilây Ibis ist bis zum 30. März 2025 im Stadtmuseum Bad Cannstatt zu sehen. Die Ausstellung beleuchtet die Identitätsfindung der Enkelgeneration der sogenannten Gastarbeiter, die in den 1960er- und 1970er-Jahren nach Deutschland kamen.
Kunst als Brücke zwischen zwei Welten
Dilây Ibis, geboren 1997 in Bad Cannstatt, verarbeitet in ihrer Kunst ihre Erfahrungen als Nachfahrin einer Familie mit türkischen Wurzeln. Aufgewachsen zwischen zwei Kulturen, setzt sie sich künstlerisch mit den Themen Zugehörigkeit, Selbstakzeptanz und kultureller Verschmelzung auseinander. Ihre Werke greifen gesellschaftliche Debatten auf und hinterfragen kritisch die Herausforderungen, denen sich die dritte Generation von Einwanderern stellen muss. Ein zentrales Element der Ausstellung ist die kulinarische Darstellung. Deutsch-türkische Speisen fungieren dabei als Symbol für Heimat, Familienerinnerungen und die tiefe Verwurzelung dieser kulinarischen Traditionen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Skizzen aus Bad Cannstatt und der Türkei. Diese gewähren persönliche Einblicke in den Alltag und die prägenden Orte der Künstlerin.
Neben Gemälden und Skizzen sind Videoreportagen Teil der Ausstellung. Diese berühren das Herz der Besucherinnen und Besucher. Die Werke erweitern die eigene Perspektive und lassen Menschen aus Bad Cannstatt zu Wort kommen, darunter auch Ibis‘ Großvater, der 1971 als junger Mann nach Deutschland kam.
Zwischen Sehnsucht und gesellschaftlichem Wandel
Die Ausstellung thematisiert nicht nur die Vergangenheit, sondern auch den Wandel über die Generationen hinweg. Ibis‘ Werk „Koffer ohne Heimat“ zeigt einen Mann in Arbeitskleidung, sitzend auf seinem Koffer – ein Symbol für die Entwurzelung und den Aufbruch vieler Gastarbeiter der 1970er-Jahre. Heute hat sich das Leben ihrer Nachkommen stark verändert. Während frühere Generationen mit sprachlichen und sozialen Hürden kämpfen mussten, profitieren heutige Generationen von besseren Bildungs- und Aufstiegschancen.
Dilây Ibis selbst hat Englisch und Kunst auf Lehramt an der PH Ludwigsburg studiert und ein Auslandssemester in England absolviert. Nach ihrem Bachelorabschluss widmet sie sich nun voll und ganz der Kunst. Ihre Werke zeichnen sich durch poppige Farben, Ironie und den Einsatz von Typografie aus. Mit feinsinnigem Humor und kritischem Blick macht sie gesellschaftliche Themen greifbar und lädt die Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich mit den Realitäten und Herausforderungen der deutschtürkischen Gemeinschaft auseinanderzusetzen.
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Foto: STUGGI.TV