Doppelspitze der Grünen: Amelie Montigel und Florian Pitschel treten erneut für Kreisvorsitz an
Die Stuttgarter Grünen treffen sich am 14. Juli zu ihrer Jahreshauptversammlung im Literaturhaus. Nach Informationen unseres Onlinesenders möchten sich die beiden Kreisvorsitzenden Amelie Montigel (32) und Florian Pitschel (30) dann erneut zur Wahl stellen lassen. Das junge Führungsduo blickt trotz der missglückten OB-Wahl 2020 auf eine erfolgreiche zweijährige Amtszeit zurück. Dazu haben insbesondere die Ergebnisse bei der Landtags- und Bundestagswahl beigetragen.
Grüne wollen Spitzenposition im Rathaus verteidigen
Es ist zum Haare raufen. Egal, um welches Thema es geht, an den Grünen kommt Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) so schnell nicht vorbei. Seit der Kommunalwahl 2019 bilden die Grünen die stärkste Fraktion im Gemeinderat. Sie sind damit Taktgeber wichtiger Entscheidungen im Rathaus und können den Kurs der Stadt zumindest beeinflussen. Klar ist: Die Grünen wollen diese Position unter keinen Umständen hergeben. Zwar scheint die nächste Kommunalwahl im Jahr 2024 noch in weiter Ferne. Um die Pole-Position zu behalten, möchte der Kreisverband der Stuttgarter Grünen spätestens im Herbst mit den Vorbereitungen auf die Wahl beginnen.
„Unser gemeinsamer Weg ist noch nicht zu Ende“
Zuvor sind die Mitglieder der Partei am 14. Juli zur Jahreshauptversammlung ins Literaturhaus geladen. Hier wird der Vorstand neu gewählt. Die bisherigen Kreisvorsitzenden Amelie Montigel und Florian Pitschel treten dann erneut für eine zweijährige Amtszeit an. Das haben die beiden gegenüber unserem Onlinesender bestätigt. „Unser gemeinsamer Weg ist noch nicht zu Ende“, sagt Pitschel. „Wir stehen für eine Veränderung hin zu einer modernen, jungen und innovativen Partei“, ergänzt Montigel. In ihrer ersten Amtszeit hat das junge Führungsduo Höhen und Tiefen erlebt. Man habe in den letzten zwei Jahren trotz der Pandemie viel angestoßen.
Doppelspitze freut sich über Mitgliederzuwachs
Wegen Corona wurden zahlreiche Veranstaltungen in ihrer Form verändert. „Wir haben auf Social Media und im Digitalen neue, innovative Formate ins Leben gerufen“, sagt die 32-jährige Montigel. Man merke deutlich, wie sich die Engagement-Strukturen verschieben. „Leute, die neu zu uns kommen und sich einbringen wollen, gehen das anders an, als die Leute vor 20 Jahren, die sich bei den Grünen im Ortsverband engagiert haben und dann jahrzehntelang im Bezirksbeirat mitgearbeitet haben“, sagt der 30-jährige Pitschel. Man wolle allen Mitgliedern die besten Rahmenbedingungen für ihren Einsatz geben.
Wachstum verlangt neue Strukturen
Der Kreisverband verzeichnet seit ungefähr drei Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs, der seit der Bundestagswahl anhält. Aus Sicht von Montigel kommen insbesondere die grünen Bundesminister Annalena Baerbock, Robert Habeck und Cem Özdemir durch ihre „menschennahe Art“ sehr gut an. Das Wachstum verlange neue Strukturen. „Die Partei wächst. Sie wird größer, jünger und vielfältiger“, so Pitschel. Deswegen habe man das Team auf der Geschäftsstelle erweitert. Gerade im digitalen Bereich müsse und wolle man Schritt halten. Weitere Stellenausschreibungen stehen an, sobald diese finanzierbar sind.
Grünen-Vorstand möchte neue Satzung etablieren
In ihrer Amtszeit konnten Montigel und Pitschel über 200 neue Grünen-Mitglieder begrüßen. Dadurch hat sich die Arbeit im ehrenamtlichen Vorstand erweitert, es fallen immer neue Aufgaben an. Der Kreisvorstand möchte bei der anstehenden Jahreshauptversammlung eine neue Satzung beschließen. Der ehrenamtliche Vorstand soll um zwei Beisitzer auf 12 Personen vergrößert werden. Die Mitgliederversammlungen sollen zukünftig in Präsenz und gleichzeitig digital stattfinden. Damit möchte man auch die Mitglieder ansprechen, die unter der Woche aufgrund von Arbeit oder kleiner Kinder zu Hause bleiben müssen.
Schmerzhafte Niederlage bei OB-Wahl
Montigel und Pitschel sind ein eingespieltes Team. Egal auf welche thematische Frage: Im Interview antworten sie konsequent immer abwechselnd. Dass sie sich die Bälle beinahe blind zuspielen können, ist kein Zufall. Schon im Jahr 2015 haben die beiden den Ortsverband in Stuttgart-Süd geführt. Ihr gemeinsamer Start in die Amtszeit im Kreisverband war dagegen kein einfacher. Bei der OB-Wahl im November 2020 mussten die Grünen eine schmerzhafte Niederlage einstecken. Auf die Wahl der „OBin“-Kandidatin Veronika Kienzle hatte zumindest Florian Pitschel keinen Einfluss, da er zum Zeitpunkt des Auswahlprozesses noch gar nicht im Amt war.
Der linke Flügel wollte Nopper verhindern
Nach dem Rücktritt von Kienzle nach dem ersten Wahlgang hielt sich das junge Duo mit öffentlichen Äußerungen zurück. Obwohl es parteiintern Stimmen und auch Gespräche gab, verzichtete das Duo auf eine öffentliche Unterstützung des später zweitplatzierten Marian Schreier. Gerade der linke Flügel der Stuttgarter Grünen wollte den Sieg des CDU-Bewerbers Frank Nopper unbedingt verhindern.
Hält der grüne Höhenflug an?
Positive Schlagzeilen produzierte der Kreisverband bei den Wahlen im vergangenen Jahr. Dank prominenter Namen und eines stark auf Social Media ausgerichteten Landtagswahlkampfs gingen im März 2021 alle vier Stuttgarter Direktmandate an die Grünen. Stimmenkönigin war Landtagspräsidentin Muhterem Aras im Wahlkreis I, die 44,8 Prozent für sich verbuchen konnte. Im Wahlkreis II setzte sich Verkehrsminister Winfried Hermann mit 39,8 Prozent gegen die CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann (CDU) durch. Bei der Bundestagswahl setzten sich die Grünen im Wahlkreis Stuttgart I an die Spitzenposition.
Wird die Kommunalwahl zum Schlüsselfaktor?
Nach mehreren Versuchen gelang es Cem Özdemir (39,9 Prozent), den langjährigen CDU-Konkurrenten Stefan Kaufmann (23,4 Prozent) zu besiegen. Das starke Ergebnis in Stuttgart hat der heutige Bundeslandwirtschaftsminister auch seinem persönlichen Wahlmanager Florian Pitschel zu verdanken. In der anstehenden Amtsperiode dürfte sich die Kommunalwahl zum Schlüsselfaktor entwickeln.
Pläne für die neue Amtszeit
Als wichtigste Themen für die kommenden Jahre haben sich die Stuttgarter Grünen Mobilität, Wohnen, Kultur und Klima auf die Fahne geschrieben. „Wir müssen Stuttgart als klimaverträgliche und lebenswerte Stadt etablieren“, sagt Montigel. Als Mitglied im Stadtrat bekommt Florian Pitschel hautnah mit, wie die Bemühungen im Bereich Klimaschutz meist zäh vorankommen. Trotz eines persönlich guten Verhältnisses zum OB kritisiert er ihn im Gespräch mit unserem Onlinesender deutlich: „Es ist sehr bedauerlich, dass der Oberbürgermeister bisher wenig Ambitionen zeigt, in dieser Frage mit der Gemeinderats-Mehrheit zusammenzuarbeiten“.
Klare Ansage an die Konkurrenz
Er wünsche sich bei der Kommunalwahl 2024 ein Ergebnis, dass der Stadtverwaltung und dem OB zeige, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Grünen ist. Seine Co-Vorsitzende Amelie Montigel schickt ebenfalls eine Ansage an die politische Konkurrenz: „Wir wollen die Kommunalwahl wieder als stärkste Kraft gewinnen und das Ergebnis vom letzten Mal ausbauen. Wir müssen alles geben, um stärkste Kraft zu bleiben.“
VIDEO: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im Interview bei STUGGI.TV
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Foto: STUGGI.TV