Vom ELF-Champion zur Insolvenz: Stuttgart Surge vor dem Aus

Vor rund drei Monaten noch auf dem europäischen Football-Thron, jetzt der tiefe Fall: Die Stuttgart Surge hat Insolvenz angemeldet. Warum der Champion der European League of Football womöglich ohne Zukunft dasteht und was das für die Fans sowie den Football in Europa bedeutet, erfahrt ihr hier!

Wie konnte es so weit kommen?

Noch Anfang September konnte die Stuttgart Surge den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern. Das Team unter Head Coach Jordan Neuman holte sich im Finale gegen die Vienna Vikings erstmals den Championship-Titel in der European League of Football – und das auch noch in der heimischen MHP Arena. Nur wenige Wochen später sieht alles anders aus: Die Franchise hat am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. „Wir befinden uns in einem Moment der Zahlungsunfähigkeit“, sagt Geschäftsführer Suni Musa gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Die Entscheidung sei ihm schwer gefallen, aber notwendig gewesen.

Neue Liga = Neustart?

Schon in der vergangenen Saison war der Etat der Surge laut Musa knapp, einige Rechnungen seien bis heute offen. Trotzdem hoffte die Franchise lange, dass eine neue Liga auch neue Möglichkeiten bringen könnte. Denn schon vor dem großen Championship Game war klar, dass der europäische Football 2026 einen großen Umbruch erfahren würde. Mehrere Teams warfen der ELF mangelnde Transparenz, schlechte Kommunikation und finanzielle Misswirtschaft vor (STUGGI.TV berichtete). Acht Teams gründeten daraufhin die European Football Alliance (EFA), der später auch die Stuttgart Surge beitraten. Doch dort herrscht vor allem Unsicherheit: Es gibt keine verbindlichen Absprachen, keine Verträge und damit keine Grundlage, um Sponsoren ins Boot zu holen. Für die Surge bedeutet das: keine Planungssicherheit, keine Einnahmen, kein Weiterkommen.

Eine Erfolgsgeschichte mit abruptem Ende

Besonders bitter ist die Situation, weil die Surge sportlich in den letzten Jahren viel aufgebaut hat. Der Wechsel eines großen Teils der Schwäbisch Hall Unicorns – inklusive Head Coach Neuman – nach Stuttgart zur Saison 2023 verwandelte das Team von einem Liga-Außenseiter zu einem ernsthaften Titelkandidaten. Der Gewinn der Meisterschaft wirkte wie ein Beweis dafür, dass das Projekt funktioniert. Jetzt bleibt vor allem Enttäuschung. Suni Musa erzählt, er hätte gerne gesehen, wie sich die Surge in den nächsten Jahren weiterentwickelt. „Wir haben bis zuletzt nach einem Ausweg gesucht – aber es gab keinen“, sagt er. Ohne eine gesicherte finanzielle Basis könne er niemandem versprechen, dass der Spielbetrieb 2026 überhaupt zustande kommt. Das Ende der Franchise ist plötzlich ein realistisches Szenario.

Abschied von Head Coach Jordan Neuman

Im Zuge der Insolvenz der Stuttgart Surge endet auch die Zusammenarbeit mit Head Coach Jordan Neuman. Der US-Amerikaner hatte seit 2023 die sportliche Ausrichtung der Franchise geprägt und das sportliche Programm grundlegend neu ausgerichtet. Sein Ansatz setzte auf Professionalität, klare Prozesse und eine langfristige Entwicklung – ein Projekt, das nun vorzeitig enden muss. In seinem Abschiedsstatement bedankt sich Neuman für die Zusammenarbeit mit Team, Staff und Fans und blickt auf drei intensive Jahre zurück:

Jetzt, wo ich gehe, wird mir klar, dass die wirklich besondere Leistung darin bestand, eine so unglaubliche Gruppe von Menschen zusammenzubringen und ein Umfeld zu schaffen, in dem wir uns gegenseitig aufrichtig schätzen und lieben.
– Head Coach Jordan Neuman

Was bedeutet das für den Football in Europa?

Für die Fans der Stuttgart Surge ist die Insolvenz sicherlich ein Schock. Für die Spieler bedeutet sie Unsicherheit. Und für den europäischen Football zeigt sie, wie fragil die Strukturen aktuell sind. Ob die Franchise noch einmal zurückkommt, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem davon, ob sich die Lage rund um die neue Liga klärt. Sicher ist nur: Der Meistertitel 2025 könnte der letzte große Moment der Stuttgart Surge gewesen sein.

VIDEO: So haben die Surge-Fans den ELF Championship-Titel gefeiert

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Foto: STUGGI.TV